2016/01/23

Bodo #103: Es war nicht alles schlecht

Liebes Bodo,

ohne Hater kann man medial keinen Erfolg haben.
Fans halten dich im Herzen, Hater halten dich im Gespräch.
Deswegen wird Bodo niemals erfolgreich sein ... an mir gibbet eben einfach nix zu hassen. Ich bin sowas von dermaßen scheiß kuschelweich, ich schwimm sogar in Dosenmilch! Meine Kacke ist dein Lebkuchen, Welt, meine Pisse dein Champagner. Wer mich kennt, liebt mich. Wer mich nicht kennt, weiß, daß irgendwas im Leben fehlt. Eim on topp off se gähm, bäbih. Se best sähries, se best sährwohs and se best sähräwwer willbih. Diesen ungebremsten Testosteronzug halten nich mal 1000 Syrer am Kölner Hauptbahnhof auf. Unbezwingbar. Unvergleichlich. UNENTBEHRLICH.

Ok. Die Quoten sind scheiße. Aber das ist doch fast immer so bei Qualitätsprodukten. Erst gibts den Adolf-Grimme-Preis und dann, kurz danach, die Absetzung obendrauf.
Vermisst außer mir sonst noch jemand die "Late Lounge"? Jene schnuckelige kleine Late-Night jenseits des Mainstream damals im hessischen Rundfunk? Gibt leider nur wenige Clips auf YouTube, was wohl hauptsächlich daran liegt, daß die Sendung Ende 2004 eingestellt wurde, bevor es hierzulande richtig losging mit Flatnetz und OnnDiemahnd. Als die vonner Late Lounge ein Jahr vorher für den Grimme-Preis nominiert worden waren, wurde vom Sender als Reaktion ma eben flott das ohnehin lachhafte Budget halbiert und dann Schritt für Schritt die ganze Sendung eingedampft. Aus "Kostengründen". Ein einziger Skandal!
War seiner Zeit um Jahre voraus, die Late Lounge; hat vieles, was heutzutage im Fernsehn so als "innovativ" und "anarchisch" gilt, schon zu Beginn des Jahrtausends erheblich relativiert. Würde heute wesentlich besser laufen, gerade mit den sozialen Netzwerken am Hacken, wo ja aus "Tradition" heraus jedem feuchten Furz sofort seine eigene Kultfolgschaft zugeteilt wird.

Ich hab auch mal nen Preis gewonnen ... also FAST. In kam in die engere Auswahl als Vertreter meiner damaligen Schule ... als EINER der Vertreter meiner damaligen Schule für irgendso'n pädagogisch wertlosen, aber bestimmt gut gemeinten Geschichtswettbewerb lokalen Bildungspolitikbestrebens.
Hab dann irgendwann nen Brief bekommen vom Landesamt für ... Geschichts.....wettbewerberei und Gartenbaukunst, in dem stand sinngemäß drinne: "Du bist super. Leider zu wenig super, um dafür unseren goldenen Blumentopf zu opfern. Dabeisein ist alles. Geh sterben, du Arschloch." Einer der glücklichsten Momente meiner Jugend!
Ein Unding nur, dasses dermaßen viele Naturwissenschaften gibt im Lehrplan. Die kann man leider nicht allesamt mit ner soliden 2 in Deutsch ausgleichen.

Es heißt ja, die Late Lounge sei eigentlich eingestellt worden, weil der damalige Hessenkönig Roland Koch sowas Anzügliches und Ungestümes wie die Late Lounge nicht in SEINEM Staatsrundfunk haben wollte. Höchstpersönlich soll Koch Co-Moderator Michi Herl vorzeitig rausgefeuert haben, weil er ihm nich telegen genuch war. Häßliche Menschen haben keine Öffentlichkeit zu bekommen, sofern sie aus ihrer Häßlichkeit kein komödiantisches Kapital schlagen, wie etwa Cindy aus Marzahn oder der leider viel zu spät verstorbene Marcel Reich-Ranicki, der es zu Lebzeiten nie zustande gebracht hat, Helge Schneider von Atze Schröder zu unterscheiden, was seine analytische Kompetenz Kunst und Kultur betreffend weit treffender umreißt, als die von ihm eigenpfotig ins geduldige Papier erbrochene,  gefühlt 7000 Seiten lange Biographie namens "Mein Kampf" ... oder "Mein Leben" ... oder "Mein Gott!" ... irgendeins davon wars ... hat Emu mir geschenkt.
Was ist das nur für ein merkwürdiges Verlangen, anderer Leute Lebensgeschichte erfahren zu wollen? So viel Schmerz und Krieg und Tod und am Ende verreckt man doch wieder nur an Krebs. Menschen ziehen sich das Leid ihnen persönlich Unbekannter massenhaft ins offenbar von hauseigener Tristess mit persönlicher Daseinstortur unterversorgte Hirn und geilen sich auf am "Lebenswerk" der Prominenz, statt mit der auf diese Art sinnlos zugebrachten irdischen Verweildauer Konstruktives anzustellen, wie etwa Ficken oder lecker Essen gehen oder sich das Verehren von Idolen abzugewöhnen. Kanns auf den Heldentod nich ausstehen, wenn selbstverliebt daherschwätzende Bildungsopfer jeden zweieinviertel Halbsatz mit dem ewiglich untoten Gedankenkompost ihnen intellektuell weit Überlegener bestellen in der allgemein unbegründeten Hoffnung, es könne daraus eines Tages vielleicht das zarte Pflänzchen einer ureigenen Idee, eine zuvor noch von niemand sonst hinreichend aus- bis überformulierte Gedankenranke erwachsen.
"Zitat" nennt sich derlei Unsitte, je nach Kontext auch gerne mal "Hommage" oder "Parodie". Will nich behaupten, immun dagegen zu sein, aber man kann alles übertreiben ... und ein Hochschulabschluß scheint für Übertreibung dieser ganz speziellen Ausrichtung der potenteste Nährboden zu sein.

Um die Late Lounge isses sehr viel schader als um Lehrreich-Ranicki! SO!

Offiziell wurde Michi Herl übrigens gegangen, weil er den HR im Interview mit KANNMICHNICHTERINNERN als "Schnarchsender" bezeichnete ob des oben erwähnten Grimme-Preis-Debakels. Eine Aussage, die dermaßen offenkundig einen unzweifelhaften Tatbestand umschreibt, daß sie, hätte man nicht händeringend nach nem Grund gesucht, sich der charismatischen Hackfresse vom Stalburg Theater zu entledigen, wahrscheinlich nich ma ne Abmahnung zur Folge gehabt hätte.
Roberto Cappelluti durfte derweil als Belohnung dafür, dasser brav und folgsam zusammen mit seiner aufgrund starken Schlachtschiffbeschusses des zwielichtigen Generals Koch sinkenden Piratenjolle abgesoffen is, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu beschweren, die letzen 12 Jahre an der ebenso harm- wie auch belanglosen Rate-Show "Strassenstars" sein Moderationstalent, seine Jungend und all seine Hoffung darauf, von den wechselnden Intendanten gesamtdeutschen Anstaltrechts vielleicht irgendwann wieder auf ein televisionäres Podest von Würde und Anerkennung gehoben zu werden, wenn er nur lange genug nach den Regeln spielt und sich möglichst wenig bewegt, stetig und spürbar zu Klump arbeiten ... nicht mal zu halbwegs vertretbarem Johanna-Klump oder zumindest optisch Restreiz absonderndem Heidi-Klump, sondern zu Viel-Häßlicher-als-Herl-häßlichem Einheits-Klump Sorte Schema F-Moll.
Ganz kleines Kino für ein einst großes Talent ... die innere Verelendung des kreativen Geistes, über Jahre hinweg wöchentlich vor deutschen Fernsehkameras in Zeitlupengeschwindigkeit nach außen gekehrt, gespickt mit der ständigen Anverwesenheit von Fatality-Figuren á la Susanne Fröhlich und Bodo Bach.
Cappelluti kackt ab und Koch wichst dazu!
Wer diese parodistische Hommage begreift, hat hiermit meine uneingeschränkte Sympathie gewonnen. Mit anderen Worten: nicht mal die wage Aussicht auf den Erhalt eines goldenen Blumentopfes, dafür aber die Arschkarte in Doppel-Platin mit Beständigkeitsgarantie auf Lebenszeitverschwendung.

Ich danke Ihnen, hochverehrte Leserschaft, für jedwedes bislang in Bodo investierte Verweilintervall. Die Rückgabe ist leider ausgeschlossen, aber immerhin können Sie mit dem guten Gefühl scheiden, daß Ihr Verlust an temporaler Kostbarkeit weder Ihnen noch mir in irgendeiner Form zum Vorteile gereicht ist.

In diesem Unsinne wünsche ich Ihnen allen eine erfolgreiche Anschlußverwertung auf all Ihren nun folgenden Irrwegen. Möge Sexy, Mutter meiner Seele, stets Ihre Sorgen und Nöte ignorieren, so wie es ihrem Wesen entspricht und den unseren als Vorbild diene; der Idolverweigerung zum tardisblauen Altar.

Verdrüsslichst,
Ihr Samuel David Herr

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