2013/11/18

Bodo #062: Themenschemata



Liebes Bodo,

Inspiriert von der ARD-Themenwoche "Zum Glück" und des Bodo-Themenquartals "ZEIT DER LIEBE UND DES LOCKENS FROHER" beschäftigt sich der Bodo-Themeneintrag "Themenschemata" mit dem Thema ...

"Was ist eigentlich Glück, du Arschloch?".

Nun, "Glück" ist zunächst einmal nichts weiter als ein Wort.
So wie beispielsweise "Tampon".

Beide Begriffe finden sicherlich täglich in diesem Lande rhetorisch stilsichere Verwendung, beide Begriffe beinhalten keine stimmhaften palatalen Approximanten und im durchaus möglichen Falle einer gleichzeitigen Verwendung beider Begriffe im selben deutschsprachigen Kreuzworträtsel schrübe man sowohl das "Glueck" als auch den "Tampon" mit jeweils 6 Zeichen.
Weitere Gemeinsamkeiten zwischen Glück und Tampon lassen sich schnell finden: niemand weiß, wo beider Ursprünge genau liegen; der Mensch strebt nach dem möglichst ständigen Vorhandensein beider; wie das Glück fordert der Tampon nicht selten das Blut Unschuldiger etc.pp.

Die wahre Herausforderung unserer ekelhaft aufdringlich von Gleichmacherei und Sozialismus bedrohten Welt liegt jedoch in der Ausarbeitung von Unterschieden, nicht nur zwischen Glück und Tampon, sondern ganz generell in uns selbst und anderen, welche nicht wir selbst sind.
Im Gegensatz zum Tampon ist das Glück von nicht maskuliner Ausrichtung und muß zur vollen Entfaltung seines Potentials nicht unbedingt in Körperöffnungen unterhalb der Gürtellinie eingeführt werden. Anhand dieser Andersartigkeit allein läßt sich aufzeigen, daß Glück in seiner Eigenschaft als Neutrum weit weniger Frauenfeindlichkeit exerziert als der nahezu ausschließlich von Frauen und zu allem Überfluß ironischerweise in der Regel zum Zwecke der Unglücksprävention genutzte Tampon.
Viele Volksweisheiten das Glück betreffend lassen sich in Zusammenhang mit dem Tampon nur schwerlich in sinnvoller Weise anwednen, beispielsweise "Das Glück tritt gern in ein Haus ein, wo gute Laune herrscht" oder "Mit dem Glück geht es wie mit der Brille: man hat sie auf der Nase und weiß es nicht" (wobei es, fairerweise angefügt, auch diverse begriffskompatible Sprichworte einschlägiger Art gibt, etwa "Bescheiden Glück kommt alle Tage", "Das Glück ist wie das Licht, es braucht den Schatten des Leides" oder "Zu großem Glück ist nicht zu trauen").
Die größte Divergenz glücks-tamponesischer Wesenheitsharmonie aber liegt in der physischen Dichte des Materiellen.
Glück ist, empfunden und unausgeschrieben, für den Menschen sensorisch nicht wahrnehmbar, weswegen das Glück für ihn selbst durch intensive Suche oftmals wesentlich schwerer zu entdecken ist als ein Tampon; das Festhalten von Glück wird indeß zur absoluten Unmöglichkeit.

Trotzdem läßt das Glück sich "haben", ohne es dabei in juristischem Sinne zu besitzen oder gar Anspruch auf Glückeigentum vor Gericht geltend machen zu können. Das Glück ist somit faktisch wertlos, erfreut sich dennoch ungebremster Beliebtheit im Volke. Es hat einen nahezu makellosen Ruf, wurde noch nie beim Fremdgehen erwischt, hat seine Doktorarbeit nicht gefälscht, ist nie unzufrieden oder querulant. Es ezistiert unbeholfen in den Tag hinein, pinkelt mal an dies' Gemüt, mal an des jene und haut ohne Vorwarnung einfach wieder ab, wenns ihm langweilig wird.
Glück wird wertgeschätzt, kennt selbst jedoch weder Wertschätzung noch Loyalität. Um Glück zu erlangen, ohne dabei auf dessen sprunghafte Launen angewiesen zu sein, konsummieren Menschen Drogen, ficken wild durch die Gegend ohne Rücksicht auf Einzelschicksale, rauben Sparkassen aus, quälen und pressen das Glück aus Mitlebewesen heraus, auf das es ihnen hold sei, wenn auch nur für kurze Dauer. Die Jagd nach dem Glück ist für einen hohen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung des Erdenrundes zu einer gefährlichen Sucht geworden. Leichen pflastern ihren Weg, zufriedenstellende Ergebnisse werden bei dieser Jagd so gut wie nie erreicht, weswegen sie unbeirrt fortgesetzt wird, immer weiter und weiter, bis auch der letzte Jäger begriffen hat, daß eine Ergreifung der Beute pures Wunschdenken ist ... daß sie hätten leben, lieben, lachen und leiden können in der durch vergebliche Glücksjagd verschwendeten Zeit ... daß eventuell eben doch der Weg das Ziel ist, zumindest ein Ziel, welches sich mühelos erreichen läßt.
Und dann, mitten in diesem überaus wichtigen Erleuchtungsprozess, springt das Glück, die Hinterfotze in Unperson, hinter einem Busch hervor, wackelt verführerisch mit den kantigen Hüften und ruft: "Fang mich doch! Fang mich doch!" .............

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Zusammenfassend läßt sich sagen:
Die Antwort auf die Frage "Was ist eigentlich Glück, du Arschloch?" lautet ...
so wie die Antwort auf alle relevanten Fragen unserer Zeit ...

"SELBER ARSCHLOCH!!!".

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