2011/12/08

Bodo #017: RubbelDieKatzK



Liebes Bodo,

folgender Beitrag sollte eigentlich in einem fremden Forum stehen ... er nimmt Bezug auf fremdes Podcast-Material und kommentiert ausführlich wie ernsthaft eine im eigentlich dafür zuständigen Forenbereich reichlich mau, geradezu verlogen anbiedernd abgefrühstückte Thematik, zu der so viel mehr Wesentliches, so viel mehr fachlich Relevantes zu äußern wäre, würde man sich nur ein Stück weit drauf einlassen.
Warum ich den Kommentar denn nun im eigenen Blog poste und nicht im erwähnten Forum?
Weil ich der Befürchtung erlegen bin, wie bereits früher dort ohne Begründung einfach gelöscht zu werden. Um gelöscht zu werden mach ich mir die Arbeit abba nich. Fällt mir schwer genuch in letzter Zeit, überhaupt wat zu "Papier" zu bringen, da brauch ich keine Kiddie-Admöschen, die mein mühevoll Ergriffeltes aus Selbstgefälligkeit heraus einfach entfernen. Für solcherlei Sperenzchen ist das Thema auch einfach zu brisant, zu wichtig ...

... ja, meine treuen Leser werden ahnen, worum es gleich gehen wird ...
... um die ALLERschönste Nebensache der Welt ... erhabenes, stilles Glück des kleinen Mannes, kostenlos und unverbindlich jederzeit und (fast) überall genießbar...


ums Wichsen.


Ich beziehe mich auf die 82. Ausgabe des Internet-Podcasts "Fernsehkritik.TV", genauer gesagt auf das sogenannte "Top-Ten-Ranking" am Ende der Episode ( gucksdu hier ). Hierbei handelt es sich um einen verwegenen Selbstversuch des Format-Schöpfers Holger Kreymaier, der samt kumpeliger Balzverstärkung 10 Wichs-Hotlines mit seiner Anwesenheit beehrt, um ma zu guckn, was sich so abspielt in den Sphären ebenso heruntergelassener Hosen wie hinaufgeschraubter Telefongebühren.

Nette Idee an sich, leider gelingt den beiden Wahrheit- wie Wahrhaftigkeitsuchenden nicht, spätpubertäre Denkmuster abzulegen und sich mit üblicher Finesse und investigativer Hartnäckigkeit des Themas anzunehmen. Nur wenig Erhellendes darf man als Zuseher des surreal anmutenden Treibens aus der Analyse deutschen Profirubbelns entnehmen, beispielsweise dessen durch auf diversen Lines unterschiedlicher Ausrichtung vorhandenen, exakt identischen Frauenprofile offenkundig ebenso beliebige wie lieblose Realisation. Auch die Performance der anwesenden Damen läßt sehr zu Wünschen übrig, was freilich nur derjenige zu erkennen vermag, der sich selbst längst als das akzeptiert hat, was er ist ... als Wichser.

Gäbe es eine deutsche Wichser-Partei und würden alle, die regelmäßig die Verwertung ihres natürlichen Triebes in die diesbezüglich kompetenteste, weil eigene Hande nehmen, bei der nächsten Bundestagswahl ihr Kreuzchen dort lassen, wo es konsequenterweise auch hingehörte, bestünde keinerlei Anlaß zu politischer Schönfärberei, zu langwierigen Koalitionsverhandlungen oder ähnlicher Zeitverschwendung ... die Wichser hätten die absolute Mehrheit und sie würden diese auch nie wieder einbüßen. Jeder meiner geneigten Leser ist ein Wichser, auch Herr Kreymaier, seine Crew und deren Komm-Unity, könnten, ehrlicherweise darauf festgenagelt, ihre zumindest gelegentlich stattfindende Wichstätigkeit unmöglich verleugnen.
Der Trieb, er ist Teil des Menschen und seine Abkanalisierung kein wenig alltäglicher Vorgang als das Lassen von Stuhl oder Urin ... der einzig relevante Unterschied besteht in der Notwendigkeit. Wer nich kackt, wird irgendwann krank. Wer nich wichst, nicht unbedingt. Der trotz Aufklärung und geistiger Hochkultur noch immer stiefmütterliche Umgang mit der eigenen Sexualität ist dafür verantwortlich, daß die Masturbation in die dunkle Kammer gehört, nicht nur im übertragenden Sinn. Wo der Sex mit Partner(n) längst eine Lobby gefunden hat im gesellschaftlich anerkannten Lifestylediktat moderner Medien gilt die stille, häufig sogar intensivere und sehr viel unaufdringlicher und friedfertiger angelegte Selbstbefriedigung weiterhin als schmutzig, ekelig, bizarr, anstößig.

Woran mag das liegen?
Überwiegend - ja, das meine ich ernst - an der mangelnden Bekenntnis weiblicher Wichser zum eigenen Treiben. Es schickt sich für Frauen nicht, zu wichsen. Das schnelle Rubbeln zwischen Tür und Angel, es existiert selbstverständlich auch in rosa-farbenen Unterwäscheregionen; so ziemlich jede meiner weiblichen Bekannten erzählten mir früher oder später von schnellen Quickies mit der eigenen Hand auf der Toilette am Arbeitsplatz, um den Kopf frei zu bekommen, um Verspannungszustände abzubauen; sogar gegen (Regel-)Schmerzen bewirkt der fixe, unkomplizierte Orgasmus zwischendurch oft Wunder.
Männerköpfe kennen weibliche Wichsdarstellungen oft nur aus (für Männer) hergestellten Videos und Erzählungen aus dem Bekanntenkreis, in denen es um oftmals stundenlange, gefühlsintensive süße Selbstgeißelung geht, die bis zum nahezu heiligen Akt hochstilisiert wird, gerne auch und gerade von Frauen, die dieses eine ihnen liebgewordene Frauenklischee geradezu hingebungsvoll am Leben erhalten, aus Stolz, aus Selbstachtung, aus Respekt zur scheinbaren Besonderheit weiblichen Triebempfindens.

Tatsache ist, daß Frauen bei der Masturbation ebenso schnell und unkompliziert zum Orgasmus gelangen können wie Männer, wenn sie es darauf anlegen. Ja, es stimmt, auch Frauen sind Wichser. Da sie als solche jedoch überaus ungern wahrgenommen werden möchten, verbergen sie diesen Umstand sorgfältig. Das ist einer der Hauptgründe, warum Wichs-Hotlines auf scheinbar ausschließlich männliche Bedürftnisse ausgelegt werden ...
Männer sind nämlich in der Tat sehr viel anspruchsloser als Frauen, wenn es um die Wahl bzw. Akzeptanz von Wichsvorlagen geht. Schneller geil zu kriegen, aber auch mit sehr viel weniger Anspruch zu befriedigen ... schnelle Abfertigung zu hinnehmbarem Preis ... das Wichs-Hotline-Prinzip funktioniert, weil es nicht erlaubt bzw. nicht erwünscht ist, den Vorgang des Abspritzens als lohnenswerten Vorgang zu betrachten, mit Selbstachtung und unter wertschätzender Berücksichtigung der eigenen Bedürftnisse zu vollziehen.
Das sähe anders aus, würden sich mehr weibliche Überzeugungswichser ohne Scheu am Konsum von Wichs-Hotlines beteiligen, diese gar als verantwortliche Ausführende aktiv und motiviert mitgestalten.

Auch mangelt es allen (Be)Treibern organisierten Abmelkens an Liebe für das eigene Geschlechtsteil. Wichsen muß schnell gehn, ein notweniges Übel, will sich niemand bei mit unnötigen Details belasten ... so der allgemein geltende Tenor. Das ist nicht wahr, oder es muß nicht wahr bleiben, denn ebenso wie es der Frau möglich ist, das Wichsverhalten des Mannes zu adaptieren, kann der Mann, wenn er Zeit und Muse genug hat, sich mit der Materie hinreichend auseinanderzusetzen, Orgasmen von nahezu weiblicher Intensität und mit ebenso ausufernder Hingabe zu erzielen. Was dazu fehlt, ist lediglich das Aufbrechen geschlechtsspezifischer Richtlinien, die Akzeptanz des Wichsens als etwas Erlebenswertes von beiderlei Geschlecht füreinander und auch gegenseitig ... und das auf notwenigem Niveau ausgefertigte Angebot.

Die Frage "Haben Wichs-Hotlines eine Existenzberechtigung?" ist die falsche ... und durch deren nachweislich nachhaltige Existenz über Jahrzehnte hinweg auch überaus unsinnige ... es sollte längst um die Frage gehen, ob Wichs-Hotlines wirklich dermaßen billiger Machart sein müssen, ob professionell arbeitende "Hörerhuren" allesamt uninspiriert und klischeehaft vorzugehen haben, ob schnelles Abspritzen nicht auch eine sinnliche Erfahrung sein kann, wenn man es richtig anstellt.

Alles, was Herrn Kreymaier und Gefolge in diesem Kontext zu interessieren scheint, ist die Bestätigung eigenen, verfehlten Klischeedenkens. Auf der Multi-Kulti-Hotline gibt es also keine Asiatinnen ... aha. Woran erkannt man denn eine Asiatin am Telefon? An lustigen Splachfehleln? An Namen wie "Mai Ling"?
Alberner Unfug. Jeder kann sich am Telefon "Mai Ling" nennen, jeder kann asiatischen Migrationshintergund haben, auch mit Namen Eva oder Heinrich. Dat sollte der sonst so überaus politisch korrekkkkt tuende Fernsehkritiker eigentlich wissen.
Die Wichs-Hotline ist eben kein Bordell, ich kann nicht sehen, mit wem ich es zu tun habe und ich will es auch nicht, sonst würde ich ins Bordell gehn und keinen Telefonsex betreiben. Beim Telefon-Wichsen bekommt die eigene Fantasie eine Stimme, ein Reaktionsvermögen. Die Bilder im Kopf fangen an, mit mir zu kommunizieren ... die Person am anderen Ende leiht mir lediglich ihre Präsenz, gibt meinen Fantasien eigenständige Intelligenz und macht sie so realer, greifbarer. Ob die Oma am anderen Ende nun tatsächlich ein Gebiß hat, spielt keine Rolle, solange sie begreift, was ich von ihr haben möchte, was sie für mich werden soll und dies dann so konsequent und überzeugend wie möglich verkörpert, solange ich es brauche oder möchte.
Deswegen ist die im Podcast vorgebrachte Kritik an der "Oma-Darstellerin" in sich auch völlig schwachsinnig. Deren Performance war die beste des ganzen Rankings. Nicht perfekt, aber ambitioniert, mit höherem Verständnis für Sinn und Zweck einer Wichs-Hotline als die laienhafte Testfraktion.

Die wirklich unterirdische Leistung der "Geschichtslehrerin" dagegen wurde mit ansatzweise lobendem Testbericht bedacht ... sie habe "ihre Rolle gut gespielt".
Natürlich ebenso alberner Unfug, war die betreffende Person ganz offenkundig KEINE Lehrerin, laierte ihren Text unwillig und steif herunter, gab ihrer Rolle weder Esprit noch irgendeinen Ansatz von erotischer Intensität. Sogar der hoffnungslos überdreht tuntige "Quotenschwule" hatte mehr zu bieten ... "Schwanz an Schwanz", das macht Eindruck, dadurch entstehen Bilder, es wird eine latent intime Atmosphäre kreiert.
Was den Darstellern, aber auch den Konsumenten gänzlich abgeht, ist der Anspruch an Qualität von Darbietung.

Die "Fahrstuhl-Fantasie" war in diesem Zusammenhang ein durchaus brauchbarer Ansatz; erotische Hörspiele sind ein zu Unrecht als krweative Ramschware abgestempeltes Nieschenprodukt. Im Prinzip jedenfalls. Auch hier fehlt es an fähigen Sprechern und an Drehbüchern bzw. Dialogregie jenseits des üblichen Pornofilmtrotts. In seiner Ausarbeitung war die "Fahrstuhl-Fantasie" mangelhaft bis albern, wer sich ein wenig mit der Sexualität der Frau auseinandersetzt, begreift jedoch schnell, welch hohen Stellenwert oftmals die Hilflosigkeit, die Bereitschaft zu Unterwerfung in weiblichen Wichsfantasien hat, ohne deswegen automatisch aussagekräftige Rückschlüsse auf tatsächliche Vorlieben oder Lebenseinstellung des jeweiligen Individuums zu ermöglichen.
Fantasien müssen nicht politisch korrekt sein. Politisch korrektes Wichsen ist verschwendete Lebenszeit. Aber auch die "Untiefen" menschlicher Psyche müssen nicht banal oder albern, entschärft oder überzogen dargestellt werden, nur weil man verständlicherweise nicht jederzeit und überall gerne damit hausieren geht.


Meine Forderung:

- Schauspielunterricht als Grundvorrausetzung für jeden Wichs-Profi-Anwärter
- breiter gefächertes Spektrum an Angeboten, mehr Liebe fürs Detail, mehr Selbstreflektion
- keine Dirty-Talk-Klischees, keine unnötig überzeichneten Darstellungen, wenn nicht gewünscht
- keine scheinheilige Verkniffenheit mehr: Tabus abschaffen, Niveau dabei gleichzeitig anheben

... und auch ich wäre jederzeit gerne bereit, für ein ansprechendes Wichserlebnis einen fairen Minutenpreis am Telefon zu bezahlen.


In diesem Sinne, fröhliche Weihnachten.
Dein Herrchen





P.S.:

Fast vergessen ...


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