2011/09/11

Bodo #008: Happy Attiversary

WE GOT HIM!




Verehrtes Bodo,

deine Eingeweide führen die erfolgreiche Ergreifung eines der belieb ... äh, gefürchtetsten Promis des vergangenen Jahrzehntes. Wir alle erinnern uns gerne und häufig an den Tag, an dem sich die Welt veräppelte und es ist schon irgendwie schade, daß uns ausgerechnet anläßlich des zehnten Jahrestags unseres Lieblingsmedienspektakels Osama Bin Laden keine Dankesrede mit inbegriffener Massenmorddrohung mehr zukommen lassen wird können. Vielleicht, nein, sogar ganz bestimmt gibt es ersatzweise dieses Jahr das Best-Of seiner bisherigen Ansprachen erstmalig bei Media Markt käuflich zu erwerben, in der "Ultimate Twin-Tower-Edition" mit ausführlichem Making-Of auf Extra-DVD, beiligendem Art-Book bestehend aus künstlerisch wertvoll interpretierten Manga-Close-Ups der spektakulärsten Kopfsprünge aus den oberen Etagen des World Trade Centers und einem aufwändigen Ground-Zero-Diorama-Bausatz zum Selbstschmücken des eigenen Weltbildes.

War es letztes Jahr noch auffällig ruhig geblieben um Nine-Eleven drumherum, brechen 2011 nun schon seit Monatsbeginn alle medialen Dämme.
Während das gewohnt reißerische deutsche Privatfernsehen auf jeden Zug aufspringt, der in irgendeiner Weise nach Aufsehenserregung duftet, ist es insbesondere das der Bildung und Aufklärung verpflichtete öffentliche Anstaltsrecht, welches mit ... nennen wir die merkwürdigen Erzeugnisse der Einfachheit halber mal unvoreingenommen "Dokumentationen" einschlägiger Thematik um sich wirft, als könne man damit selber das eine oder andere Haushoch zu Fall bringen.  
"Wo warst du, als ..." fragt mich der WDR nostalgisch verzückt, wärend sich der wesentlich hipperererere NDR nicht mit ollen Kamellen aufhält und mit vor Stolz geschwollener Brust lieber die neuesten Folterportraits aus Guantanamo präsentiert. Im Hauptprogramm geben sich die seinerzeit amtierenden Bundesminister Fischer und Schily die Blö ... äh, die Ehre und berichten uns voll Wehmut von ihrem persönlichen 11. September, derweil das bekanntermaßen ebenso in der ersten Reihe verweilende ZDF dem spannenden Thema gleich eine mehrteilige Sendereihe widmet unter dem originellen Titel "Nine Eleven - Der Tag, der die Welt veränderte", selbstredend nicht zu verwechseln mit der ARD-Doku "Die Falle 9/11 - Ein Tag, der die Welt veränderte" oder der RTL-Reportage "Der 11. September! Wie ein Tag unser Leben veränderte".

Abrunden tun jat Janze der eine oder andere Spielfilm mehr oder weniger frei nach wahren Begebenheiten, Wiederholungen der bereits angestaubten Dokus aus früheren Jubeljahren sowie aufdringlich beworbene al-Qaida-Wochen bei allen etablierten Politmagazinen und Talkshows.


Normalerweise würd ich jetzt noch irgendeine spöttische Bemerkung loslassen, ein erzwungenes Tränchen im Augenwinkel zerdrücken und mich schrecklich cool finden ob meiner gesellschaftskritischen Antiamerikanität. Aber nich mal das scheint nach 10 Jahren geballter Geschmacklosigkeit noch Spaß zu bereiten. Es ist, wie es ist. Und es bleibt, wie es bleibt. Wenn der 11. September irgendetwas NICHT zu bewerkstelligen wußte, dann ist es Veränderung in der Welt. Bestenfalls im Programm. Mehr gibbet nich zu sagen.


Außer natürlich ...  
FRÖHLICHEN ATTENTAG EUCH ALLEN!


Gezeichnet
Herrchen

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