2011/06/01

Bodo #004: Rolli, Knülli und das Tatütata



Liebes Bodo,

warum eigentlich nicht? Behindertenfeindlich, mein ich. Warum sollen es immer die Fetten, die Moslems, die Alten oder die Armen oder die armen Alten oder die alten Alkis sein, die von der Gesellschaft trotz allminütlicher Toleranzorgasmen zu jeder sich bietenden Gelegenheit verarscht werden? Da is Hugo Müller dämlich genug, als 6-Jähriger vorn Auto zu laufen und ich muß diese unfaßbare Dummheit dessen einbeiniges Leben lang dann auch noch mit Respekt und Nachsicht aufwerten? Was kann ich denn dafür, wenn Liselotte Buschbrandt trotz stetig abnehmender Sehkraft nicht rechtzeitig zum Arzt geht und sich eines morgens verwundert fragt, warum die Sonne noch nich aufgegangen ist?

Ok, manche werden schon matschig geboren. Pech. Dafür kriegen sie ihr irdisches Verweilspiel hindurch Subventionen in den Arsch geblasen, sogar dann, wenn gar keine homosexuellen Tendenzen nachweisbar sind. Sie dürfen frei parken, kommen beim Metzger immer zuerst an die Reihe und im Bus müssen sie sich keine Gedanken um freie Sitzplätze machen, denn viele von denen haben ihren eigenen Solchen immer mit bei.

Geistig? Ja, im Kopp kaputt geht auch. Na und? Kommt schon, was gibbet Gnädigeres als doof genuch zu sein, all die bösen Dinge inner Welt gar nich kapieren zu können?
Wenn ichs mir recht überlege, hat das Leben als Behinderter mehr Vor- als Nachteile, zumindest bei uns, wo's für jeden Pickel am Sack staatlich garantierte Zuwendungen hagelt. Wußtet ihr, daß man als unschuldig im Knast Verwester nach Auffliegen des Justizirrtums kein bißchen Hilfe vom großen Bruder kriegt? Job weg, Wohnung weg, Anwaltskosten in fünfstelliger Höhe ... alles alleine dem Knasti sein Problem. Resozialisierungsmaßnahmen gibbet nämlich leider nur für richtige Verbrecher. Oh wie Schaaaaahde, oh wie Schaaaahaaaahaaaadäääääääää. Aber so ist eben unsere Welt. Gut behandelt wirste nur, wennde schlechte Erfahrungen gemacht hast oder selber erfolgreich welche vermitteln konntest. Biste normal, mußte normalerweise auch alleine klarkommen.

Und deswegen sag ich dir, mein Freund:
wenn die Alte morgen früh ohne Vorwarnung die Kimme zukneift, wenn dein Arbeitgeber kurz darauf in Insolvenz geht und dich dazu ermutigt, ihn zu begleiten, wenn Schuldenlast dein bißchen Hab und Gut verzehrt, wenn das Haupthaar sich verflüchtigt und nich mal die Ü-50-Party noch williges Fickwerk für dich bereitzustellen in der Lage ist, dann tu dir selbst einen Gefallen und hau dir an der richtigen Stelle eine Axt ins Kreuz. Danach wird das Leben einfacher. Und freundlicher. Und ertragreicher.

In sesselfurzender Verzückung
Dein Samuel

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